Interviews

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Stefan Vogler über die Zusammenarbeit Frau/Mann

Unbeirrt weiblich und erfolgreich. Sita Mazumder & Gabrielle Wanzenried. Verlag IFZ – Hochschule Luzern.

Was sind die zentralen Eigenschaften einer guten Führungsperson?

Fachkompetenz, Erfahrung, Gespür, Eigenmotivation, Sozialkompetenz, geistige Unabhängigkeit, eine gute Portion gesunder Menschenverstand und viel Kommunikationskompetenz. Die ideale Führungsperson ist beseelt von dem, was sie für und mit Menschen bewegen und bewirken will und verliert das Gesamtziel nie aus den Augen. Die Verantwortung für das Wohl der Organisation nimmt sie in guten wie in schlechten Zeiten persönlich wahr und stellt die Zielerreichung für alle Stakeholder vor die eigene Karriere und Person. Dazu braucht es eine starke, selbstbewusste Persönlichkeit, welche mit Leichtigkeit und Überblick die richtigen Prioritäten setzt und mit ihrer Zuversicht, Überzeugungskraft und dem Vertrauen in andere den „Karren zieht“ und auch in schwierigen Phasen die Gelassenheit eines „Felses in der Brandung“ besitzt. Und führen hat – so altbacken das klingen mag – auch mit Bescheidenheit und Demut zu tun.

Führen Männer Ihrer Ansicht nach anders als Frauen?

Zum Glück haben Frauen auch eine männliche Seite und Männer eine weibliche. Deshalb sind die Unterschiede in der Führung wohl kleiner als angenommen. Trotzdem beobachte ich bei Männern oft, dass das Ziel bzw. die Zielerreichung oberste Maxime ist, was zum Eindruck führen kann, sie würden „über Leichen gehen“. Sie glauben, mit ihrem Willen (fast) alles erreichen zu können. Frauen achten öfter auch auf den Weg zum Ziel. Sie finden intuitiv eher Lösungen, welche vielleicht weniger geradlinig sind, dafür die Bedürfnisse aller involvierten Menschen und Aspekte einbeziehen. Das führt oft zu ganzheitlicheren Lösungen mit nachhaltiger Wirkung. Das heisst aber keineswegs, dass Frauen weniger zielorientiert, „weicher“ führen und weniger hartnäckig sind. Ich halte gemischte, d. h. von Frauen und Männern, aber auch mit „jungen Wilden“ und „alten Erfahrenen“ besetzte Führungsgremien für wertvoller als „monokulturelle“.

Stellen Sie in Ihrer täglichen Arbeit Unterschiede fest zwischen der Zusammenarbeit mit Frauen und jener mit Männern und falls ja inwiefern?

Wie erwähnt: Sache und Mensch können nicht gesondert behandelt werden. Der männlichen Seite werden eher die rationalen Fakten attestiert, der weiblichen die Emotionen, das „Menschliche“. Beide Geschlechter besitzen auch beide Seiten. Wenn sie diese angemessen zulassen und pflegen, werden die Unterschiede nicht kleiner, aber die Zusammenarbeit wird besser.

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